Was ist Sicherheit?
Mit folgendem Satz kam vor einiger Zeit eine Kundin in unsere Coaching-Session: „Katharina, ich habe gestern einen meiner Mitarbeiter böse angeschnauzt – und ich weiß gar nicht, warum! Im Nachhinein war’s mir peinlich und ich habe mich wahnsinnig über mich selbst geärgert!“
Die Ausgangssituation
Wir haben damit angefangen, uns die Situation genau anzuschauen. Bei ihr war an diesem Tag viel los: Ein wichtiger Kunde hatte ihr gerade einen großen Auftrag entzogen, ihre beste Freundin geht durch eine tränenreiche Scheidung und ihr Team ist seit einiger Zeit unterbesetzt.
In dieses Gemenge hinein kam ihr erfahrenster Mitarbeiter mit einem neuen Problem zu ihr – das war der Tropfen, der ihr Nervensystem zum Überlaufen gebracht hat. Statt also das Problem sachlich mit dem Mitarbeiter zu besprechen, platzte der ganze Frust unkontrolliert aus ihr heraus.
Diese instinktive Reaktion war ein Zeichen: Ihr Nervensystem war durch die aktuelle Situation sowieso schon stark gefordert und hat jetzt noch zusätzliche Gefahr gewittert. Und schon hat es die Kontrolle übernommen und meine Kundin in den Überlebensmodus (in diesem Fall in den Kampf) geschickt.
Dein Nervensystem sichert Dein Überleben
Die Aufgabe des autonomen Nervensystems ist es, Dein Überleben zu sichern. Dazu filtert es permanent Informationen aus Deinen Sinnesempfindungen und sortiert diese Infos in „sicher“ und „gefährlich“.
Wenn alles sicher ist, bleibt Dein Nervensystem im Beobachtermodus und Du kannst bewusst denken und handeln. Doch bei gefühlter Gefahr (dazu zählt auch zu viel Stress!) übernimmt es und „rettet“ Dich mit einer Überlebensreaktion (Kampf, Flucht, Starre). Dein System schaltet in den Autopiloten und Du wunderst Dich hinterher, wo diese Reaktion jetzt herkam.
Leider wittert das Nervensystem in der heutigen Zeit, in der so viele Reize in so schneller Geschwindigkeit auf uns einprasseln, besonders häufig Gefahr. Zudem fehlen oft die Regenerationszeiten, in denen der Stress abgebaut wird und Dein System wieder in Balance kommt. Deswegen schaltet es besonders oft in den Überlebensmodus – oder lebt sogar ständig dort.
Doch nur, wenn Du Dich sicher fühlst, kannst Du Dein Leben nach Deinen Wünschen und Vorstellungen gestalten. Nur dann hast Du Zugriff auf all Deine Ressourcen, kannst Deine Kreativität anzapfen und lässt Dich durch nichts so schnell aus der Ruhe bringen.
Was ist Sicherheit?
Dieser Zustand der Sicherheit ist ein Gefühl, das wir im Körper (= im Nervensystem) halten. Dieses Gefühl lässt sich nicht mit Deinem Verstand erzeugen – deswegen reagierst Du manchmal über, auch wenn der Kopf die Situation vielleicht anders bewerten würde.
Denn für das Nervensystem zählt nicht, ob wirklich eine Gefahr für Leib und Leben droht – sondern nur, wie es den Reiz im aktuellen Moment einschätzt. Diese Bewertung ändert sich, je nachdem wie der Grundzustand Deines Nervensystems und damit die Ausgangslage ist.
Die gute Nachricht: Dein Nervensystem hat die Fähigkeit, immer wieder aus der Stressreaktion in den Zustand der Sicherheit zurückzukehren (das nennt man Resilienz). Und diese Fähigkeit ist trainierbar!
Denn: Auch wenn Du Dich nicht sicher DENKEN kannst, kannst Du dazu beitragen, dass Dein autonomes Nervensystem sich sicher FÜHLT. Und dieses Training lohnt sich: Je öfter Dein Nervensystem sich sicher fühlt und je schneller Du lernst, wieder in den Zustand der Sicherheit zurückzukehren, desto…
- besser fühlst Du Dich
- weniger reagierst Du auf äußere Trigger
- leistungsfähiger wirst Du
… desto mehr kannst Du also Dein Leben nach Deinen Wünschen und Vorstellungen gestalten – ohne dass Dein Nervensystem immer wieder auf Autopilot schaltet!
Wie kannst Du Sicherheit kreieren?
Sehr oft denken wir, dass Sicherheit im Außen entsteht. Wenn ich erst den sicheren Job habe, wenn ich erst verheiratet bin, wenn ich erst (was auch immer), dann bin ich sicher und glücklich. Doch das ist eine Illusion.
Denn Sicherheit ist, wie schon beschrieben, ein Gefühl im Körper. Genau wie Du über den Körper Gefahr erkennst, so fühlst Du Dich auch über Deinen Körper sicher. Und Gefühle entstehen in Dir – nicht irgendwo im Außen. Du darfst also bei Dir selbst ansetzen.
Leider gibt es keine Wunderpille, die auf Knopfdruck Sicherheit schenkt. Stattdessen gilt bei der Arbeit mit dem Nervensystem das Motto: Steter Tropfen höhlt den Stein. Jeden Tag ein kleiner Schritt, eine kurze Routine – so stärkst Du die Verbindung zu Dir selbst und baust Deine Resilienz auf.
Zwei Tipps und eine praktische Übung
Tipp #1: Lerne Dich kennen. Welche Verhaltensmuster hast Du, welche Trigger schicken Dich in den Überlebensmodus, was tut Dir gut und entspannt Dich? Dieses Wissen hilft Dir, Dein Nervensystem zu verstehen – so dass Du Dich nicht mehr über Dich selbst ärgerst oder verzweifelst, sondern weißt, warum Du wann wie reagierst.
Tipp #2: Höre auf Deinen Körper. Lenk den Fokus öfter mal nach innen statt nach außen. Nutze Yoga, Qi Gong oder andere Methoden der Körperarbeit, um Dich mit Dir selbst zu verbinden. Und erfülle Deine Bedürfnisse – so merkt Dein Körper (und damit Dein Nervensystem), dass Du Dich um ihn kümmerst und in Sicherheit bist.
Die praktische Übung: Regulations-Übungen für das Nervensystem unterstützen Dich in diesem Prozess. Sie helfen Dir, Dein Nervensystem immer öfter und immer schneller wieder zurück in den Zustand der Sicherheit zu bringen. Meine liebste Übung, die ich auch all meinen Kund:innen empfehle, ist das Orienting – darüber habe ich einen separaten Blogartikel verfasst, in dem Du alle Infos und eine kurze Anleitung findest.
Das waren viele Infos – mir ist es immer wichtig, dass ich nicht nur irgendwelche Tipps gebe, sondern auch klar über die Zusammenhänge und Hintergründe spreche. Denn wenn Du verstehst, wie die inneren Prozesse funktionieren, dann macht die Arbeit mit dem Nervensystem umso mehr Spaß!
So ging die Geschichte aus
Meine Klientin hat übrigens nach unserer Coaching-Session nochmal das Gespräch mit ihrem Mitarbeiter gesucht. Sie hat sich offen entschuldigt und gemeinsam konnten sie das Problem in kürzester Zeit lösen.
Ihre wichtigste Erkenntnis in unserer Coaching-Session war: Die Überlebensreaktion ist normal (sogar gut, denn Dein Nervensystem schützt Dich damit!). Sie ist einfach ein Zeichen für den Zustand, in dem Dein Nervensystem sich gerade befindet.
Es geht nicht darum, dass Du Dich ändern musst, Dich über Dich selbst ärgerst oder Dich sogar für Deine Reaktion schämst. Lerne stattdessen Dein Nervensystem zu „lesen“ und trainiere das Gefühl von Sicherheit. Und Du wirst merken: Nach einiger Zeit ändert sich Dein Grundgefühl und Du wirst gelassener und entspannter im ganz normalen Alltag!
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