Morgenroutine: Ja oder Nein?
Wie Du morgens startest, beeinflusst oft den gesamten Rest des Tages. Unter anderem setzen die ersten paar Minuten am Morgen den Ton für Deine Stimmung, sie beeinflussen Deine Leistungsfähigkeit und bestimmen, wie gelassen oder gestresst Du Dich fühlst.
Das Thema Morgenroutine wird daher in der Coaching-Szene oft als DER wichtigste Selbstfürsorge-Bestandteil des Tages benannt – leider häufig verbunden mit „Du musst unbedingt dies oder jenes tun!“ (á la Aufstehen um 5 Uhr, eine Stunde Yoga & Meditation, dann ein ayurvedisches Frühstück etc. – sonst kann der Tag gar nicht gut werden!).
Ich bin kein Fan von dogmatischer Disziplin. Und auch aus Nervensystem-Perspektive macht eine immer gleich aussehende Morgenroutine nur bedingt Sinn. Lass uns heute anschauen, warum das so ist – und was Deinem Nervensystem am Morgen wirklich gut tut!
Einerseits: Routinen schenken dem Nervensystem Sicherheit
Dein Nervensystem liebt Gewohnheiten. Routinen sparen Energie (weniger Entscheidungen müssen getroffen werden) und schenken Sicherheit (Bekanntes birgt wenig Gefahr – Dein Überleben ist gesichert).
Deswegen macht eine Morgenroutine auch aus Nervensystem-Perspektive erstmal Sinn. Hast Du einmal eine für Dich passende, „gute“ Morgenroutine etabliert, pendelt sich Dein Nervensystem darauf ein und kann sich direkt am Morgen regulieren. Das stärkt Dich und Deine Resilienz für den gesamten Tag.
Ein konkretes Beispiel: Nehmen wir an, Du machst jeden Morgen 5 Sonnengrüße auf der Yoga-Matte. Dein Körper fühlt sich danach flexibel und gut gedehnt an, Dein Kopf ist klar, die Energie fließt und Dein Nervensystem ist in Balance. Ein super Start in den Tag!
Andererseits: Was brauchst Du genau heute Morgen wirklich?
Das Problem dabei: Eine starre Morgenroutine geht nicht unbedingt auf Deine individuellen Bedürfnisse am heutigen Tag ein. Genau darauf kommt es jedoch an – Du tickst nicht jeden Tag gleich, sondern brauchst für Dein Wohlbefinden je nach persönlicher Verfassung etwas anderes.
Wir bleiben bei unserem Beispiel: Du rollst die Matte aus, aber heute fühlst Du Dich nicht so gut. Bei einer starren Morgenroutine gibt es zwei Möglichkeiten: Du pusht Deinen Körper durch die 5 Sonnengrüße (und setzt ihn damit unter Stress) oder Du lässt es bleiben und fühlst Dich schlecht, weil Du Deine Routine nicht gemacht hast.
Egal wie – Dir und Deinem Nervensystem tut Deine starre Routine an diesem Morgen nicht gut. Der mentale und körperliche Stresslevel steigt und eigentlich brauchst Du schon wieder eine Ruhephase, um Dich von Deiner eigenen Morgenroutine zu erholen!
Mein Weg: Ein Routine-Rahmen mit individueller Gestaltung
Du siehst: Eine immer gleiche Morgenroutine ist gut gedacht, aber bewirkt je nach Tagesform genau das Gegenteil dessen, was Du erreichen willst. Genauso war es bei mir noch vor ein paar Jahren: Jeder Morgen sah gleich aus – und manchmal hat mir meine Routine gut getan, manchmal aber auch nicht.
Dann habe ich angefangen, mit meinem Nervensystem zu arbeiten und immer mehr auf meine individuellen Bedürfnisse zu hören. Das hat dazu geführt, dass ich meine Morgenroutine neu definiert habe: Aus einem durchgeplanten Ablauf ist ein Rahmen mit flexiblem Inhalt entstanden.
Als Beispiel ein Element aus meiner Routine: Ich verbringe jeden Morgen Zeit auf meiner Yoga-Matte (mein absoluter Wohlfühl-Ort). Doch statt wie früher immer ein aktives Yoga-Programm durchzuziehen, frage ich mich jetzt: Was brauche ich heute Morgen? Und je nach Antwort fülle ich die Zeit mal mit Power-Yoga, mal mit Meditation, mal mit einfach nur Tee trinken – ganz wie es mir am jeweiligen Morgen gut tut.
Das ist für mich Nervensystem-freundlich: Ich schenke mir Sicherheit an meinem Wohlfühl-Ort und folge gleichzeitig den Bedürfnissen, die ich heute habe. So starte ich gestärkt und mit reguliertem Nervensystem in den Tag!
Wie sieht es bei Dir aus?
Ich könnte Dir noch lang und breit von meiner persönlichen Morgenroutine erzählen – doch die wirklich wichtige Frage lautet: Wie verbringst Du Deinen Morgen?
Mein Impuls für Dich lautet heute: Schau Dir doch mal an, wie Deine aktuelle Morgenroutine aussieht (wir alle haben eine, ob bewusst oder unbewusst – denn das Nervensystem liebt Routinen!). Ist sie Nervensystem-freundlich gestaltet und lässt sich auf Deine tagesaktuellen Bedürfnisse anpassen? Vielleicht kommt Dir ja die ein oder andere Idee, was Du für Dich und Dein Nervensystem noch anders gestalten willst.
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