Kopf vs. Körper
Ich bezeichne mich als äußerst disziplinierten Menschen. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe (man beachte die Formulierung), dann ziehe ich das auch durch.
Doch selbst ich bin mit dieser Methode im Laufe der Jahre immer wieder an Grenzen gestoßen – und zwar bei mir selbst. Hat mein Kopf auch nur einen kurzen Moment nicht aufgepasst, war ich – schwupps – wieder drin in meinen alten Gewohnheiten (bestes Beispiel: (un)gesunde Ernährung).
Dann habe ich mich wahnsinnig über mich selbst geärgert, denn ich wusste es ja besser (auch hier beachte man die Formulierung). Warum hat es trotz eiserner Disziplin nie langfristig funktioniert?
Wirklich verstanden habe ich meine „Rückfälle“ erst, als ich auf die Arbeit mit dem Körper (und besonders mit dem Nervensystem) gestoßen bin. Dann wurde mir klar, was schief gelaufen war: Mein Kopf und mein Körper haben nicht an einem Strang gezogen!
Kopf vs. Körper
Wünsche, Träume und Ziele entstehen meist im Kopf. Du weißt, was gut für Dich ist, und willst das in Dein Leben integrieren. Dein Verstand ist Feuer und Flamme, macht Pläne und träumt von einer besseren Zukunft.
Ist es nicht spannend, wie sich das auch in unserer Sprache niederschlägt: Ich setze mir etwas in den Kopf, ich weiß, was gut für mich ist… alles sehr kopflastig!
Doch Dein Körper sieht das ganz anders. Dort regiert nämlich Dein autonomes Nervensystem, was für Dein Überleben zuständig ist. Das will Dich in Sicherheit wissen – und Sicherheit bringt vor allem das, was bekannt und als Routine abgespeichert ist (egal, ob Dir das gefällt oder nicht).
Was ich verstehen durfte: Wenn Kopf und Körper in zwei verschiedene Richtungen ziehen, gewinnt langfristig immer der Körper. Die altbekannten neuronalen Pfade (abgespeicherte Muster im Nervensystem) sind so stark, dass Du mit reiner Willenskraft nicht dagegen ankommst – sobald die mentale Disziplin auch nur ein wenig nachlässt, sind die alten Verhaltensweisen sofort wieder da. Und dieses Tauziehen ist so anstrengend!
Es geht nur mit dem Körper
Erst wenn Du Deinen gewollten Zustand auch verkörperst, ihn also im Körper sicher fühlen und halten kannst, ist langfristige Veränderung möglich (das ist mit dem englischen Wort Embodiment gemeint). Und das geht nur mit Übung – und einem regulierten Nervensystem.
Nochmal ein Beispiel: Ich ernähre mich jetzt seit 4 Jahren vegetarisch. Diese Entscheidung habe ich damals bewusst nicht nur im Kopf getroffen, sondern mit meinem Körper umgesetzt. Mein Nervensystem hat sich sicher mit diesem Weg gefühlt. Ich hatte seitdem zu keinem Zeitpunkt ein Gefühl von Zwang, Verlangen oder Verzicht. Das ist Embodiment pur!
Der Zustand Deines Nervensystems ist der Schlüssel, wenn es um Veränderung geht. Ist Dein Nervensystem in Balance, bist Du nicht mehr auf Sicherheit über Kontrolle angewiesen, sondern kannst Dir selbst vertrauen. Kurz gesagt: Ein reguliertes Nervensystem erlaubt Dir, Deine Träume und Ziele zu verfolgen, ohne dass Dir alte Muster oder äußere Hindernisse im Weg stehen.
Du kannst Dein Nervensystem unterstützen
Ein dysreguliertes Nervensystem zeigt sich in erhöhtem Stresslevel, Gereiztheit und/oder Erschöpfung und legt Dir beim Thema Veränderung Steine in den Weg. Es ist sowieso schon im Alarmmodus – und schickt Dich beim kleinsten Trigger in den Autopiloten, also zurück in alte Muster und Verhaltensweisen.
Die gute Nachricht: Du kannst die Regulation Deines Nervensystems bewusst fördern. Je stärker die Verbindung zu Dir selbst ist, je besser Du Deine Bedürfnisse spürst und erfüllst, je mehr Raum Du Deinen Gefühlen und Empfindungen geben kannst, ohne dass sie Dich überwältigen, umso schneller kommt Dein Nervensystem wieder zurück in einen Zustand der Balance.
Dann hast Du Dir ein Gefühl von innerer Sicherheit erschaffen und kannst Unsicherheit im Außen einfacher aushalten und handhaben. Dann bist Du offen für neue Denkweisen und Routinen. Dann können Kopf und Körper wieder an einem Strang ziehen.
Mein Tipp: Der tägliche Check-In
Fragst Du Dich jetzt, wie Du damit anfangen kannst, Dein Nervensystem zu unterstützen? Dazu habe ich Dir einen ganz einfachen Tipp mitgebracht (hört sich vielleicht nicht nach viel an, hat aber große Wirkung).
Ich lade Dich ein, Dich mehrmals am Tag kurz zu fragen, wie es Dir gerade geht. Mach einen Check-In im Körper: Wie fühlst Du Dich? Wie schlägt Dein Herz? Wie fließt Dein Atem? Was kannst Du im Körper wahrnehmen? Und kannst Du das, was sich zeigt, ohne Bewertung zulassen und beobachten?
Über diesen Check-In schärfst Du Deine innere Wahrnehmung und baust nach und nach Vertrauen in Deine Empfindungen auf – ohne sie wegzuschieben, abzuwerten oder ändern zu wollen. Das ist der erste Schritt zu einem regulierten Nervensystem und somit zu nachhaltiger Veränderung ganz ohne Druck, Zwang und Kontrolle.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
PS: Wünschst Du Dir Unterstützung?
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