Mach Fehler und lerne daraus!

Ich mache viele Fehler – statistisch gesehen zwei bis fünf pro Stunde! So sagt es eine Studie der Justus-Liebig-Universität in Gießen aus dem Jahre 2009. Auch wenn der Großteil davon nicht wichtig ist (z.B. wenn ich mich verspreche oder vertippe), zeigt es doch, dass Fehler einer normaler Bestandteil des Alltags sind.

Die Rolle des Nervensystems bei Fehlern

Niemand macht gerne Fehler. Das merkt man auch direkt an der Reaktion des Nervensystems: Vor allem nach größeren Fehlern bricht oft der Schweiß aus, das Herz beginnt zu rasen und klares Denken ist kaum mehr möglich.

Das Nervensystem wittert Gefahr und bereitet sich so vor, Dein Überleben zu schützen. Das ist eine normale Reaktion auf die Unsicherheit, die durch den Fehler entsteht, und macht aus Evolutionsperspektive durchaus Sinn: Fehler konnten früher das Leben kosten.

Das ist heute die absolute Ausnahme. Dafür ist das Nervensystem durch Dauerstress und Herausforderungen oft schon so vorbelastet, dass es auch aus kleinen Fehlern ein großes Drama macht – mit der Folge, dass wir Fehler als etwas ganz Furchtbares sehen statt als Möglichkeit, aus ihnen zu lernen.

Eine positive Fehlerkultur

Eine frühere Chefin hat in kritischen Situationen immer zu mir gesagt: „Sometimes you win, sometimes you learn“ (manchmal gewinnst Du, manchmal lernst Du). Ihr offener Umgang mit Fehlern als Lernmöglichkeit hat mich damals sehr beeindruckt.

Denn es ist wahr: Fehler helfen Dir, Dich weiterzuentwickeln und Dich selbst immer besser kennenzulernen. Du erweiterst Dein Wissen und Deine Fähigkeiten, Du lernst was Dir liegt und was nicht, was Du gerne tust und was nicht.

Und auch Dein Nervensystem lernt durch einen positiven Umgang mit Fehlern, dass sie nichts Schlimmes sind und keine unbedingte Überlebensreaktion erfordern. So kannst Du nach und nach immer gelassener mit Deinen Fehlern umgehen – wir machen sie schließlich alle!

Der Nervensystem-freundliche Umgang mit Fehlern

Drei Dinge sind für mich wichtig, um aus Fehlern lernen zu können:

  1. Erlaube Dir, Fehler zu machen. Es kann gar nicht alles immer und auf Anhieb funktionieren. Gerade wenn Du etwas verändern oder etwas Neues ausprobieren möchtest, werden Dinge schiefgehen. Lass Dich nicht von der Angst oder dem Perfektionismus zurückhalten!
  2. Übernimm Verantwortung für Deine Fehler. Wir alle machen Fehler. Such keinen Schuldigen, auf den Du mit dem Finger zeigen kannst. Indem Du für Deinen Fehler einstehst und ganz offen darüber redest, schaffst Du die Basis, daraus zu lernen (und ihn nicht noch einmal zu machen).
  3. Sieh den Fehler als Chance. Die instinktive Reaktion auf Fehler ist, sich zu ärgern oder aufzugeben. Beides bringt Dich nicht weiter. Nimm Dir stattdessen einen Moment Zeit, reguliere Dein Nervensystem (z.B. tief durchatmen oder kurz spazieren gehen), und überlege Dir dann, was Du gelernt hast und was Du das nächste Mal anders machen wirst.

Ich mache wie gesagt oft Fehler – kleine und große, wichtige und unwichtige. Früher habe ich mich wahnsinnig darüber geärgert, denn in mir steckt definitiv eine Perfektionistin.

Auch heute mache ich sie nicht gerne, doch gerade bei den großen, wichtigen habe ich gelernt, sie nicht als Scheitern zu verstehen. Stattdessen sehe ich sie als Zeichen, mich wieder ein Stückchen weiterentwickeln zu dürfen – und das mache ich gerne!

PS: Kleiner Fun Fact

Wenn man die Reihenfolge der Buchstaben vertauscht, wird aus „Fehler“ „Helfer“. Und genau das tun Fehler auch!