Lässt Du los oder lässt Du zu?

Oft schon habe ich in Vorträgen oder Kursen gehört: „Lass negative Gefühle oder Gedanken einfach los.“ Ganz so einfach ist es jedoch nicht: Egal, wie oft ich gesagt habe „geh ruhig, ich lasse Dich los“ – der Gedanke oder das Gefühl blieb einfach da.

Pseudo-Loslassen ist keine Lösung

Häufig verfallen wir dann ins Pseudo-Loslassen: Unerwünschte Gedanken und Gefühle werden überdeckt, ignoriert oder verdrängt. Eine Zeit lang geht das vielleicht gut. Doch Gedanken und Gefühle können hartnäckig sein.

Ich habe es selbst oft genug erlebt – auf welche Art und Weise ich auch versucht habe, die Themen zu umgehen, sie sind mir treu gefolgt und immer wieder aufgepoppt. Bis ich verstanden habe: Bevor ich loslassen kann, darf ich zulassen.

Vor dem Loslassen kommt das Zulassen.

Für mich geschieht Zulassen in drei Schritten:

  1. Wahrnehmen: Welche Gefühle und Gedanken willst Du loslassen? Nimm sie zuallererst bewusst wahr. Gib ihnen Raum. Gedanken wollen gedacht, Gefühle gefühlt werden. Das kann schmerzhaft und schwierig sein – ist jedoch der wichtige erste Schritt.
  2. Annehmen: Verteufele diese Gedanken und Gefühle nicht. Sie dienen einem Zweck – er mag Dir nicht klar sein, doch Du kannst darauf vertrauen, dass es ihn gibt. Sei liebevoll zu Dir selbst, nimm Dir Zeit und schau Dir diese Gedanken und Gefühle in Ruhe an, ohne sie zu bewerten.
  3. Einnehmen: Frag Dich: Was möchte mir dieser Gedanke, dieses Gefühl sagen? Was darf ich daraus mitnehmen? So wird aus der Herausforderung eine Lernerfahrung. Du kannst den Gedanken bzw. das Gefühl wertschätzen und integrieren.

Ich habe erfahren: Wenn ich zulasse, ist ein aktives Loslassen gar nicht mehr nötig. Wenn ich zulasse, lässt mich der Gedanke oder das Gefühl von sich aus los. Sein Zweck ist erfüllt.