3 Dinge, die Du vom Yin Yoga über das Leben lernen kannst

Yin Yoga ist ein entspannter und gleichzeitig fordernder Yoga-Stil – auf körperlicher, mentaler und emotionaler Ebene. Neben den physischen Vorteilen wie mehr Flexibilität und Beweglichkeit hilft Yin Yoga auch, Stress abzubauen und die Lebensenergie wieder frei fließen zu lassen. Dabei baut Yin Yoga auf drei Grundprinzipien auf, die Du auch auf das Leben insgesamt übertragen kannst.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • Was Yin Yoga ist und wie es wirkt
  • Was die drei Grundprinzipien von Yin Yoga sind
  • Was diese Prinzipien für Dein Leben bedeuten

Yin Yoga: Die „andere Seite“ des Yoga

Yin Yoga kam als eigene Stilrichtung Mitte der 1980er Jahre in den USA auf: Paulie Zink erschuf eine sanfte Kombination aus Hatha und Tao Yoga, sein Schüler Paul Grilley und dessen Schülerin Sarah Powers entwickelten Yin Yoga dann weiter zu einer meditativen und dennoch intensiven Yoga-Praxis.

Im Gegensatz zu den aktiven, dynamischen Yoga-Arten wie Vinyasa oder Hatha ist Yin Yoga ein ruhiger Yoga-Stil, bei dem die Posen meist im Liegen oder Sitzen gehalten werden. Er ist fokussiert auf die Gelenke und das Fasziengewebe, die Muskeln werden dabei soweit wie möglich entspannt. Die einzelnen Posen (Asanas) werden über längere Zeit (ca. drei bis sieben Minuten) gehalten, dadurch gibst Du Deinem Körper Zeit, bis in die Tiefe zu dehnen.

Der Körper kommt dabei ganz zur Ruhe, darüber kann sich auch der Atem entspannen, was schließlich zu einer Art meditativem Zustand des Geistes führt. Dieses Gefühl tiefer Entspannung wiederum hilft, auch unterschwellige Spannungen in den Muskeln, Bändern, Sehnen und sogar Organen loszulassen. Dadurch wird der Energiefluss im Körper angeregt und harmonisiert.

Nicht zu verwechseln ist Yin mit Restorative Yoga, bei dem es rein um die Erholung geht. Yin fordert den Körper heraus, denn die Asanas sind intensiv und tiefliegende Körperstrukturen wie Knochen und Gelenke werden angesprochen. Yin kann unbequem sein und holt dadurch Körper und Geist aus der Komfortzone. Durch die Verbindung von entspannt und intensiv ist Yin Yoga ein wunderbarer Ausgleich zu den aktiveren Yoga-Stilen und hilft Dir, Deine Selbstwahrnehmung zu stärken und tiefe Entspannung zu genießen.

Die Wirkung von Yin Yoga auf Körper, Geist und Seele

Yin Yoga wirkt auf verschiedenen Ebenen. Rein körperlich stärkt und erweitert Yin Yoga die Beweglichkeit des Körpers, da auf Ebene der Gelenke und Knochen gearbeitet wird. Durch das lange Halten der Asanas werden Bänder, Sehnen und Faszien gedehnt, dadurch werden die Gelenke geschmeidiger und flexibler. Der Körper wird von innen heraus gestärkt.

Yin Yoga wirkt auch auf mentaler Ebene. Durch die Betonung von Ruhe und Stille und die lange Haltezeit der Posen können Körper und Geist ganz zur Ruhe kommen. Die Verbindung zwischen Körper, Geist und Seele wird durch intensive Körperwahrnehmung und tiefe Atmung gestärkt und Stress wird abgebaut.

Auf energetischer Ebene zielt Yin Yoga darauf ab, den harmonischen Energiefluss wiederherzustellen. Yin verbindet Yoga mit der Traditionellen Chinesischen Medizin: Durch die Asanas werden bestimmte Meridiane intensiv stimuliert und dadurch kann die Lebenskraft (Chi) wieder frei durch den Körper fließen.

Insgesamt ist Yin Yoga hervorragend dazu geeignet, Körper, Geist und Seele wieder in Einklang zu bringen, innere Ruhe zu finden und Deine Selbstwahrnehmung zu stärken.

Die Grundprinzipien des Yin Yoga

Yin Yoga baut auf drei Grundprinzipien auf (nach Bernie Clarke):

  1. Geh Schritt für Schritt an Deine Grenzen
  2. Entscheide Dich für Stille
  3. Zeige Durchhaltevermögen

Diese Prinzipien lassen sich auch wunderbar auf das Leben allgemein übertragen!

Prinzip #1: Geh Schritt für Schritt an Deine Grenzen

Yin Yoga Posen sind intensiv, trotzdem soll die Praxis entspannend sein. Daher lässt Du Dich langsam in die Pose sinken und gehst Schritt für Schritt in die Tiefe, immer entlang Deiner persönlichen Grenze des Möglichen. Vielleicht fühlst Du Dich anfangs unterfordert, gerade wenn Du sonst aktivere Yoga-Stile praktizierst – das ist Dein Ego, das Dich vorwärts pushen möchte. Es geht jedoch beim Yin Yoga nicht darum, Deinen Geist gegen Deinen Körper kämpfen zu lassen.

Stell Dir Deinen Körper und Geist vielmehr als zwei Tänzer vor, die sich Schritt für Schritt immer näher kommen und tiefer miteinander verbinden. Es geht hier um langsames Hingeben. Du wirst merken, dass Du von allein immer tiefer in die Pose sinkst, je länger Du sie hältst. Das bedeutet nicht, das keine Intensität dahintersteckt. Yin Yoga kann durchaus unbequem sein und wird Dich an Deine Grenzen bringen – körperlich, mental und emotional. Nur eben nicht über Anstrengung, hohe Erwartungen und inneren Kampf, sondern stattdessen über Akzeptanz, Körperbewusstsein und Geduld.

In ganz ähnlicher Weise wirst Du auch im Leben immer wieder mit Situationen konfrontiert, die Dich an den Rand Deiner Komfortzone bringen. Auch hier meldet sich oft das Ego und möchte sich durchkämpfen oder davonrennen, egal gegen welche Widerstände. Zu oft wird der Prozess der Veränderung dadurch schmerzhaft.

Nimm Dir stattdessen ein Beispiel am Yin Yoga: Gehe bewusst an den Rand Deiner Komfortzone und lass Dich fallen. Vertraue Deinem Körper, Deinem Geist und Deiner Seele. Werde Dir möglicher Spannungen bewusst und gib Dich einfach hin. Dadurch kannst Du Dich auf die Bereiche konzentrieren, die Deine Aufmerksamkeit und Veränderungsbereitschaft benötigen.

Prinzip #2: Entscheide Dich für Stille

Wenn Du im Yin Yoga an Deiner Grenze angekommen bist, entscheide Dich dafür, in der Intensität der Pose in die Stille zu tauchen. Stille findest Du auf mehreren Ebenen: Körperlich bleibst Du bewegungslos in der Pose, möglichst ohne Muskelanspannung. Es gibt nur zwei Ausnahmen: Du verspürst Schmerz (weil Du über Deine Grenze gegangen bist), dann komm aus der Pose heraus, oder Dein Körper verschiebt Deine Grenze und lädt Dich ein, weiter zu gehen, dann sinke tiefer in die Pose. Danach kehrst Du wieder zurück in die Bewegungslosigkeit.

Durch die physische Stille kommt auch Dein Atem zur Ruhe. Lass ihn langsam und tief werden und ganz natürlich kommen und gehen. Über den Atem wiederum kannst Du Geist und Seele in einen meditativen Zustand versetzen. Lass Gedanken und Gefühle kommen und gehen und genieße den Zustand der Reglosigkeit. Jede Pose im Yin Yoga wird für mehrere Minuten gehalten – das erlaubt Dir, immer wieder tief in die Stille zu sinken.

Auch im Leben kann es hilfreich sein, immer wieder in die Stille zu gehen. Stille kann heilsam sein. Für viele von uns ist sie mittlerweile zur Seltenheit geworden – den ganzen Tag lang sind wir umgeben von Geräuschen und Lärm, und wenn Zeit für Stille wäre, machen wir das Handy an. Dabei hat Stille viele Vorteile:⁠

  • Sie hilft gegen Stress: Lärm erzeugt Stress und lässt den Blutdruck steigen. Studien zeigen, dass bereits zwei Minuten Stille dem entgegenwirken können. ⁠
  • Sie gibt Dir mentale Energie: Die dauernde Reiz(über)flutung lässt Deine Konzentration schwinden. Durch ein paar Minuten Stille und Besinnung lädst Du Deinen mentalen Akku wieder auf.⁠
  • Sie gibt Dir die Möglichkeit zur Selbstreflexion: Nur in der Stille, ohne dauernde Ablenkung, kannst Du Gedanken nachhängen, Deine Ziele und Visionen definieren, oder Lösungen für Probleme finden. ⁠

Neben Yin Yoga gibt es viele Wege, Stille wieder in Deinen Alltag zu holen: Regelmäßige Meditation, ein Ruheraum, festgelegte Smartphone-freie Zeit, oder auch ganz profan Ohrstöpsel. ⁠

Prinzip #3: Zeige Durchhaltevermögen

Wenn Du im Yin Yoga Deine Grenze gefunden und Dich für die Stille entschieden hast, bleibt Dir nur noch, die Pose zu halten. Dadurch erlaubst Du Dir, in die Pose hineinzuwachsen. Die entsprechenden Meridiane werden stimuliert, Energie beginnt zu fließen. Du beginnst, die Praxis trotz aller Intensität zu genießen.

Auch fernab von der Yoga-Matte wird Durchhalten belohnt. Nur mit Beharrlichkeit lässt sich Veränderung umsetzen, kannst Du neue Wege einschlagen und Dein Leben nach Deinen Vorstellungen gestalten. Indem Du beharrlich bist, fällst Du nicht zurück in die Bequemlichkeit alter Routinen, sondern entwickelst langfristig neue Verhaltensweisen. Dazu brauchst Du viel Energie – ein guter Grund, Dich aktiv um Deinen Energie-Level zu kümmern!

Yoga als Lebensphilosophie

Yoga ist ein ganzheitlicher Weg, Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen und Dich mit Deinem inneren Selbst zu verbinden. Es hilft Dir, Deinen Energie-Level proaktiv im Auge zu behalten, und kann Deinem Leben auch „off the mat“ Impulse und Inspirationen geben. Yin Yoga im Besonderen strahlt dabei Sanftheit, Hingabe und Mitgefühl aus und ist damit eine wunderbare Erinnerung daran, dass nicht alles im Leben ein Kampf sein muss.