Wie Du mutiger wirst: Mut ist lernbar!

Mutig sein bedeutet, etwas zu wagen, aus Deiner Komfortzone herauszukommen, Dich mit Deiner Angst auseinander zu setzen. Die gute Nachricht: Mut kannst Du lernen! Und viel einfacher wird es, wenn Du dazu viel Power und Lebenskraft zur Verfügung hast. Lerne in diesem Artikel, was genau Mut ist, wie Du Mut trainieren kannst, und welche Rolle Deine persönliche Energie spielt.

Mut bedeutet, etwas zu wagen

Das Wort Mut kommt vom indogermanischen , was etwas anstreben, heftig wollen, sich anstrengen oder auch sich mühen bedeutet. Mutig sein bedeutet etwas zu wagen, Dich zu trauen, ohne vorher zu wissen, wie die Situation ausgeht.

Die Psychologen Christopher Peterson und Martin Seligman haben die Eigenschaft Mut in ihrem Buch „Character Strengths and Virtues“ (Oxford University Press, 2004) mit vier spezifischen Charakterstärken unterlegt:

  • Tapferkeit: auch in schwierigen Situationen das für Dich Richtige tun
  • Beharrlichkeit: trotz Rückschlägen und Widerständen Deinem Weg folgen
  • Ehrlichkeit: Dir selbst gegenüber in allen Lebensbereichen authentisch sein
  • Tatendrang: voller Kraft und Energie sein, enthusiastisch an Dinge herangehen

Gerade Beharrlichkeit und Tatendrang sind dabei eng mit Deinem persönlichen Energie-Level verbunden. Je mehr Kraft und Energie Du hast und je bewusster Du damit umgehst, umso mehr Handlungsspielraum steht Dir letzten Endes zur Verfügung und umso konsequenter kannst Du ihn nutzen.

Wie Mut und Angst zusammenhängen

Das „zu Wagende“ liegt außerhalb Deiner Komfortzone, außerhalb Deines Erfahrungsschatzes, außerhalb Deines Kontrollbereichs – und ruft damit automatisch ein Gefühl der Angst hervor. Mutig zu sein bedeutet jedoch nicht, keine Angst mehr zu haben. Man könnte die beiden Begriffe als Gegensätze sehen, sie sind jedoch im Endeffekt zwei Seiten einer Medaille. Du brauchst beides, denn Mut ohne Angst kann sehr schnell sehr gefährlich werden, und Angst ohne Mut erlaubt Dir nicht, Dein Leben frei zu gestalten.

Wahrer Mut ist daher immer auch mit einem Gefühl der Angst verbunden. In diesem Zusammenhang kannst Du sie statt Angst auch Risikobewusstsein oder bewusste Kalkulation nennen. Sie erlaubt Dir, respektvoll abzuwägen, ob sich das Risiko lohnt.

Wenn Du mutig bist, sammelst Du Erfahrungen über Dich selbst. Du lernst, mit dem Gefühl der Unsicherheit und Angst umzugehen. Je häufiger Du mutig bist, desto größer wird Deine Komfortzone, und desto sicherer fühlst Du Dich in ungewohnten Situationen. Du erweiterst Deinen Horizont, und zwar auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene.

Mut auf Ebene von Körper, Geist und Seele

Mutig kannst du auf allen Ebenen sein: Physisch, mental und emotional. Physischer Mut hängt von Deiner körperlichen Kraft ab und bedeutet, dass Du trotz eines möglichen Verletzungsrisikos handelst. Du machst z.B. einen Bungee-Sprung oder beschützt einen anderen Menschen vor einem Angriff.

Mentaler Mut richtet sich meist an Dich selbst: Hier geht es z.B. um die Überwindung von Sucht oder schlechten Gewohnheiten, das Beenden von belastenden Beziehungen, oder auch das Entwickeln und Einstehen für Deine Lebensvision. Es besteht keine direkte Gefahr für Leib und Leben, sondern Du stellst Dich Dir selbst, Deiner eigenen Persönlichkeit und Deinen Gewohnheiten (das kann viel mehr Mut erfordern als der physische Aspekt!).

Emotionaler Mut bedeutet schließlich, offen nach Deinen moralischen Prinzipien und Werten zu leben. Trotz der Gefahr der sozialen Ausgrenzung, Missachtung oder Kränkung stehst Du für das ein, was Dir wichtig ist und woran Du glaubst.

Mut ist Wachstum und Energie

Warum ist es so wichtig, mutig zu sein? Mut ermöglicht Dir das persönliche Vorwärtskommen. Ohne Mut bleibst Du in Deiner Komfortzone, stehst nicht für Dich ein, forderst Dich selbst nicht heraus. Du kannst keine Meinung vertreten, machst Dich abhängig von anderen und triffst keine wichtigen Entscheidungen. Du trittst auf der Stelle.

Es gibt zahlreiche Situationen, in denen Mut gefragt ist: Mut, Nein zu sagen, wenn Du etwas nicht möchtest. Mut, um Hilfe zu bitten, wenn Du überfordert bist. Mut, eine andere Meinung zu haben und dafür einzustehen. Mut, Deine Vision oder Berufung kontinuierlich weiter zu verfolgen, auch gegen Widerstände. Mut, Dich selbst in Frage zu stellen. Mut, Deine Gefühle zuzulassen.

Mut vergrößert Deine Ressourcen und macht Dich flexibler. Genau wie Deine persönliche Energie gibt er Dir neuen und größeren Handlungsspielraum. Das schöne an Mut: Er lohnt sich immer! Denn je häufiger Du mutig bist, desto mehr lernst Du, mit Deiner Angst umzugehen.

Noch dazu belohnt sich Dein Körper selbst: Wenn Du mutig gehandelt hast, schüttet er Glückshormone aus – du fühlst Dich leicht, freudig, fast wie im Rausch. Diese Energie speichert Dein Körper ab, und verbindet so Mut mit emotionaler Belohnung. In der nächsten Situation, in der Mut gefragt ist, ist es dann schon viel leichter, auch mutig zu sein, denn Du weißt ja schon, dass es sich lohnt.

Die Voraussetzungen für Mut

Mutig sein kann grundsätzlich jeder. Es gibt ein paar Charaktereigenschaften, die Mut begünstigen, so z.B. Optimismus, Offenheit gegenüber Neuem, Disziplin, Verantwortungsgefühl und emotionale Stabilität. Mut ist jedoch vor allem eine Einstellungssache: Du entscheidest Dich, mutig zu sein.

Dieser Prozess beginnt mit dem Wissen um Deine Wahlmöglichkeiten. Du kennst nicht nur Deine Optionen, sondern kannst auch bestimmen, welche davon für Dich die richtige ist. Hier spielt die oben genannte Ehrlichkeit eine Rolle – Du bist offen und authentisch Dir selbst und Deinen Motiven gegenüber. Du wägst Risiko gegen Möglichkeiten ab.

Im nächsten Schritt kannst Du dann eine Wahl treffen. Hier kommen Tapferkeit und Tatendrang ins Spiel – Du triffst die für Dich richtige Entscheidung und stehst zu ihr, auch gegen inneren oder äußeren Widerstand. Der letzte Schritt ist der Wille. Wille ist mehr als Wunsch – Deine Beharrlichkeit, Dich nicht entmutigen zu lassen und zu Deiner Entscheidung zu stehen, und Dein Tatendrang, enthusiastisch und voller Energie Dein Ziel zu verfolgen.

Für diesen bewussten Prozess brauchst Du Kraft – das unterstützt Du, wenn Du gut auf Deine persönliche Energie achtest und bewusst Deine Akkus immer wieder auflädst.

2 Gründe für mangelnden Mut

Obwohl Mut eine hoch angesehene Charaktereigenschaft ist, sind viele Menschen oft nicht mutig. Dafür gibt es zwei grundlegende Erklärungsansätze: Die Prägung durch die Umwelt und die eigene Persönlichkeit.

Die Prägung durch die Umwelt

Bei der sozialen Prägung spielen die äußeren Einflüsse eine Rolle. Zum Beispiel das politische System, in dem der Mensch lebt – kann er oder sie mutig Entscheidungen treffen oder wird das Individuum klein gehalten? In kleinerem Rahmen spielt dann das soziale Umfeld eine Rolle – unterstützt man sich gegenseitig, herrscht eine Atmosphäre des Vertrauens? Und auch die Kindheit prägt den Charakter – haben die Eltern mutige Entscheidungen gefördert, oder herrschte im Gegenteil Desinteresse und/oder Gewalt? Je mehr Vertrauen ins Leben Du durch Dein soziales Umfeld bekommst, desto mehr Mut kannst Du entwickeln.

Deine Persönlichkeit

Neben der sozialen Prägung kommt es jedoch zum Großteil auf die eigene Persönlichkeit an, denn Dein Leben gehört Dir! Du triffst Deine Entscheidungen. Doch oft lassen sich Menschen von der Vergangenheit zu stark beeinflussen. „Mut ist, den Möglichkeiten mehr Glauben zu schenken als dem Erlebten.“ – dieses deutsche Sprichwort bringt es auf den Punkt. Eine pessimistische Grundeinstellung und niedrige Resilienz verleiten Dich dazu, abzuwarten. Du machst Dich selbst abhängig von der Vergangenheit und siehst nicht die Chancen, die durch mutige Entscheidungen in der Zukunft liegen. Die Angst vor der ungewissen Zukunft, vor den Auswirkungen Deines Mutes, lähmt Dich geradezu.

Der Umgang mit der Angst

Angst – die andere Seite der Mut-Medaille – ist natürlich keine angenehme Emotion. Der Mensch hat deswegen verschiedene Strategien entwickelt, dieses unangenehme Gefühl im Vornherein zu umgehen: Vermeidung (Du umgehst Situationen, in denen Mut gefragt wäre), Verleugnung (Du gestehst Dir Deine Angst nicht ein) und Verdrängung (Du schiebst die Angst einfach beiseite, z.B. durch Alkohol oder Drogen).

Alle drei Taktiken erlauben dir kurzfristig, das Auseinandersetzen mit Deiner Angst zu umgehen – sie verhindern damit jedoch auch, dass Du bewusst Risiken abwägen und somit mutige Entscheidungen treffen kannst. Angst ist jedoch ein Gefühl, welches Du nicht dauerhaft umgehen kannst, wenn Du selbstbestimmt und voller Kraft Dein Leben gestalten möchtest. Jede mutige Handlung ist mit Angst verbunden, denn sie erlaubt Dir, die Balance zur Waghalsigkeit zu halten.

Durch den bewussten Umgang mit Deiner Angst stärkst Du Dein Selbstbewusstsein. Du nimmst Dir selbst die Angst vor der Angst. Damit schaffst Du die Basis für mutige Entscheidungen und öffnest Dein Leben für zukünftige Möglichkeiten.

Mut ist lernbar

Wie Du siehst, ist Mut nicht etwas, mit dem Du entweder geboren bist oder nicht. Mut kannst Du lernen – was zu einem großen Teil mit dem Willen zusammenhängt, den Umgang mit Deiner Angst zu lernen. Das schöne daran ist, je häufiger Du mutig bist und Dich mit Deiner Angst auseinandersetzt, umso einfacher wird es!

Ich möchte zwei Strategien mit Dir teilen, mit Deiner Angst umzugehen. Schau sie Dir an und überlege, welcher Weg für Dich der richtige sein könnte. Und dann probiere Deine Strategie das nächste Mal aus, wenn Du die Angst kommen spürst.

Verstehe Deine Angst (auf mentaler Ebene)

Mach Dir klar, dass Deine Angst eine Reaktion auf eine bestimmte Situation ist. Verlier Dich nicht im Gefühl, sondern versuch zu verstehen, warum das so ist – was genau macht Dir Angst? Warum ist das Deine Art zu reagieren? Hast Du vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht, die Du jetzt auf diese Situation überträgst? Schau Dir genau an, woher die Angst kommt – das Verständnis darüber nimmt ihr schon einen Großteil des Schreckens. Überleg Dir dann, was die Konsequenzen Deiner Angst sind. Was verbaut sie Dir für die Zukunft? Woran hindert sie Dich? Was verpasst Du alles durch Deine Angst? Zu erkennen, dass Angst „nur“ ein Gefühl ist, das auf bisherigen Erfahrungen basiert und Dir gegebenenfalls die Zukunft verbaut, fördert bereits Deinen Mut, Dich ihr entgegen zu stellen.

Fühle Deine Angst (auf emotionaler Ebene)

Mit dieser Technik konzentrierst Du Dich ganz auf das Angstgefühl. Du spürst es kommen, akzeptierst es, beobachtest seine Auswirkungen auf Deinen Körper, und lässt es dann wieder gehen. Du realisierst, dass Angst ein Teil von Dir ist. Du musst sie nicht bekämpfen oder unterdrücken oder wegschieben. Sie ist einfach da und hilft Dir sogar, bewusst kalkulierte Entscheidungen zu treffen. Du lässt Dich nicht mehr von dem Gefühl der Angst überwältigen, sondern nimmst es dankend an, nutzt es, und lässt es dann ziehen. Je öfter Du Dich mit Deinem Angstgefühl bewusst auseinandersetzt, umso gelassener reagierst Du mit der Zeit auf äußere, angsterregende Reize.

5 praktische Tipps für mehr Mut

Neben diesen zwei Angst-Bewältigungsstrategien gibt es noch zahlreiche kleine Tipps und Tricks, um Deinen Mut zu stärken. Hier kommen meine persönlichen Top 5:

  1. Geh kleine Schritte. Deine Komfortzone erweitert sich Stück für Stück. Erlaube Dir, langsam Deinen Kontrollbereich zu erweitern, statt gleich zum großen Sprung anzusetzen. So wirst Du Schritt für Schritt mutiger.
  2. Vergleich Dich nicht mit anderen. Alle anderen sind mutiger als Du? Stimmt nicht. Wir tendieren dazu, uns immer nur mit denjenigen zu vergleichen, die nach unserem Weltbild „besser“ sind. Mach das nicht – hier geht es nur um Dein Leben, und das ist so individuell, dass kein Vergleich hineinpasst.
  3. Leg Deinen Perfektionismus ab. Erlaube Dir, Fehler zu machen und daraus zu lernen, zwei Schritte vor und einen zurückzugehen, Dir selbst Mut zuzusprechen und andere Menschen um Hilfe zu bitten. Es muss nicht immer alles gleich zu 100% funktionieren – Mut ist lernbar, und das bedeutet, Stück für Stück.
  4. Trainiere Deinen Optimismus: Ein positives Weltbild hilft Dir, mutige Entscheidungen für die Zukunft zu treffen. Du bist der Glas-halb-leer Mensch? Schaffe Dir über kleine mutige Erfolge positive Verstärkungen – denn Mut lohnt sich! Ruf Dir das immer wieder ins Gedächtnis, wenn Dein Pessimismus Dich in der Vergangenheit festhalten will.
  5. Setz Dir Deadlines und belohne Dich. Ganz praktisch: Für einige mutige Taten kannst Du Dir eigene Fristen setzen. Wenn Du dann die mutige Tat vollbracht hast, belohnst Du Dich selbst. Wenn Du z.B. ein schwieriges Gespräch führen musst, sag Dir selbst, Du erledigst es bis heute Abend. Wenn Du es dann hinter Dir hast, belohn Dich mit einem guten Essen, einem Spaziergang, oder was auch immer Dir Freude bringt.

Bonus: Mudra für Mut

Katharina Holch - Blog - Mut ist lernbar - Durga Mudra

Du kannst auch im Yoga bestimmte Körper- und Fingerhaltungen einnehmen, um deinen Mut zu trainieren. Ich möchte Dir heute die Durga Mudra mit auf den Weg geben. Durga ist die indische Göttin des Mutes und der Kraft. Halte dazu Deine Hände locker zu Fäusten und schiebe dann die Daumen jeweils zwischen Zeige- und Mittelfinger. Der Daumen steht für das Element Feuer, für Kraft und Stärke. Indem er zwischen Zeige- und Mittelfinger hinausragt, gibt er Dir Mut und Energie.

Nutze dazu eine Affirmation, die für Dich Mut repräsentiert, z.B. „Ich treffe mutige Entscheidungen“ oder „Ich vertraue dem Leben“. Atme tief ein, halte die Mudra und geh über die Affirmation ganz in das Gefühl des Mutes. Wiederhol die Mudra in Situationen, in denen Du Mut brauchst, und auch gerne im Alltag, um Deinen Mut immer wieder zu stärken.

Mut lohnt sich immer

Ich beende den heutigen Artikel mit den Worten von Chester Barnard, einem amerikanischen Unternehmensleiter und Management-Theoretiker. Er fasst ganz wunderbar zusammen, warum Du Dich ab heute entscheiden solltest, trotz aller Risiken mutig zu handeln:

Einen Versuch wagen und dabei scheitern bringt zumindest einen Gewinn an Wissen und Erfahrung. Nichts riskieren dagegen heißt einen nicht abschätzbaren Verlust auf sich nehmen – den Verlust des Gewinns, den das Wagnis möglicherweise eingebracht hätte.“